Am Ende des Tages muss man, jedenfalls in meinem Fall, einfach mal über das Dave Brubeck Quartet reden. Eigentlich müsste jeder einzelne Musiker in dieser Band namentlich im Titel des Quartetts erwähnt werden. Der Name Dave Brubeck Quartet ist hier ein wenig irreführend. Es handelt sich hierbei um vier Musiker von denen jeder einzelne schon für sich genommen ein großer ist.
Mit Jazzkonzerten in Universitäten an der Westküste haben Desmond und Brubeck zunächst für Aufsehen gesorgt. Jazz at Oberlinwar denn auch das erste Album was nachhaltig für Aufmerksamkeit sorgte. Nachdem es anfänglich mehrere Umbesetzungen gab, war ab 1958 die klassische Besetzung gefunden. Das sogenannte „Classic Quartet“. Dave Brubeck, Paul Desmond, Joe Morello undEugene Wright waren die Protagonisten die sich nunmehr aufmachten Musikgeschichte zu schreiben.
Unter der Ägide von Brubeck und Desmond wurde musiziert und revolutioniert was das Zeug hält. Die Band spielte das Album Newport 1958 – Brubeck plays Ellington ein. Ein Live-Album auf dem ausschließlich Duke Ellington Stücke zu hören sind, mit Minutenlangen Soli der einzelnen Mitglieder.
Im Jahr 1959 veröffentlichte das Quartett dann das AlbumGone with the Wind was schon erahnen lässt wo es hingehen sollte. Im selben Jahr veröffentlichten die vier das Album Time Out. Eines der Alben denen ich die Zehn vergeben würde. Das besondere an diesem Album ist, dass es zum einen nur Originalkompositionen der Band enthält. Die andere Besonderheit ist, dass fasst keines der Stücke im 4/4-Takt ist. Ob dieses Album trotz oder gerade wegen dieser bis dahin außergewöhnlichen Takte Platinstatus erreichte, das weiß ich nicht. Man darf getrost von “trotz” ausgehen. Das Album enthielt mit dem Titel „Take Five“ die erfolgreichste Jazz-Single aller Zeiten, und man fand sich plötzlich in den Billboard Charts wieder. Diese Komposition, welche Desmond, laut eigener Aussage, nur geschrieben hat um das Geld wieder reinzubekommen was er beim Spielautomaten verkloppt hatte, wurde zum Inbegriff dieses Quartetts.
Es folgten Alben wie Time Further Out,Countdown – Time in Outer Space und Time Changes, die es schafften den Erfolg der Band zu zementieren. Mit Jazz Impressions of Japan stieß man nochmals in bis dahin nicht gekannte Sphären vor.
Bis zu Auflösung im Jahre 1967 machte man nicht nur mit ungewöhnlichen Soli, neuen Taktarten und allerlei progressiven Ideen auf sich aufmerksam, sondern auch mit hübscher moderner Kunst auf dem ein oder anderen Plattencover (wer hätte gedacht das ich das Wort ‘Plattencover’ in meinem Leben noch mal unterbringen konnte).
Fast alles was man erreichen kann haben diese vier erreicht. Sogar mit einem gewissen Herrn Bernstein machte man ein Album. Nach der Auflösung traf sich das Quartett nur noch einmal zum 25-jährigen Jubiläum.
Danach begannen alle mehr oder weniger erfolgreich an ihrer Solokarriere zu basteln. Zwischendrin lehrten die einen Schlagzeug, die anderen pausierten und wiederum andere versuchten neue Quartette zusammenzustellen. Alle waren in dem was sie danach gemacht haben immer noch innovativ, und nach neuen Dingen suchend.
Am erfolgreichsten waren dabei Dave Brubeck und Paul Desmond. Brubeck machte mit allen möglichen Besetzungen weiter seine Musik, und war damit recht erfolgreich. Er bekam Preise und Auszeichnungen noch und nöcher. Den Grammy Award für sein Lebenswerk, einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, die Ehrendoktorwürde von etlichen Universitäten und 1994 dieNational Medal of Arts. Er spielte mit Gerry Mulligan, Lee Konitz, Wynton Marsalis und etlichen anderen Größen der Musik Stücke ein.
Paul Desmond spielte ebenfalls zwei Alben mit Gerry Mulligan ein, u.a. das großartige Two of a Mind. Er war mit Jim Hall und Chet Baker im Studio. Dabei kam ein phantastisches Album heraus, nämlich Concierto. Auf diesem befinden sich u.a eine Jazz Version des Concierto de Aranjuez von Rodrigo, welches beeindruckend schöne Soli der Herrn Desmond, Baker und Hall beinhaltet. Schließlich wurde Paul Desmond 1977 in die Jazz Hall of Fame aufgenommen.
Einmal fanden Desmond und Brubeck doch noch musikalisch zusammen. Im Jahre 1975 wurde das Album The Duets aufgenommen. Auf diesem Album sind allein Brubeck und Desmond zu hören. Ein wunderschönes Album. Hier kann man das Genie der beiden noch einmal in vollen Zügen genießen. Eine unfassbare Band. Ein unfassbares Quartett. Unglaubliche Musiker. Eigentlich möchte man (fast) alles von den vieren hören.
Hier die, meiner Meinung nach, wichtigsten, schönsten und tollsten Aufnahmen, die, nach Meinung des Autors, zur Grundausstattung eines jeden Jazz Fans gehören sollte:
Newport 1958 – Brubeck plays Ellington – (Spotify)
Gone with the Wind – (Spotify)
Countdown – Time in Outer Space – (Spotify)