Ich bezeichne mich selber gerne als Moderator, als jemand der gern in’s Mikrophon spricht. Ich mache das von Zuhause aus. Ich sitze also nicht in einem Studio. Ich mache das, was man landläufig Podcasts nennt, und die meisten würden mich Podcaster nennen. Ich hingegen bezeichne das was ich mit meiner wunderbaren Kollegin Frau Kariert mache als Radio. Warum? Wir haben das Mindestmaß an Audioqualität, die es braucht, um Sendungen als Radio bezeichnen zu können. Wir haben die Vorbereitung, das Konzept, man könnte es auch Format nennen, damit es als Radio durchgeht. Wir senden, zumindest die Feuilletöne, immer zum gleichen angekündigten Zeitpunkt. Nun ist das nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal, was wir da für uns in Anspruch nehmen. Es gibt viele tolle Dinge, die im Internet verbreitet werden. Viele Audiosachen, die im Internet zu hören sind, sind ganz großartig gemacht. Das ist es also nicht. Was ist es also dann? Warum besitze ich Unverfrorenheit, das was wir machen als Radio zu bezeichnen? Ich habe dafür eine ganz einfache Erklärung. Die ist natürlich nicht allgemeingültig, sondern lediglich die Definition, die ich wähle, für das was wir als Audio unter die Menschen bringen. Sie geht so: Podcast ist kein Format. Podcast ist eine Verbreitungsform, die wir nutzen um unsere Radiosendungen zu veröffentlichen und zu verteilen. Wir sind bei iTunes und dort als Podcast gelistet. Das sind viele andere Radiosendungen auch, u.a. auch viele der öffentlich-rechtlichen Sender. Wir nutzen also lediglich die Verbreitungsform Podcast, um unsere Hörer und Hörerinnen mit unseren Audioproduktionen zu beglücken. Das ist meiner Meinung nach alles. Ob es sich dabei um eine lockere Gesprächsrunde handelt, bei der sich drölfzig Menschen zusammenfinden um miteinader mehr oder weniger unverbindlich zu quatschen – gibt es im „echten“ Radio im Übrigen auch – oder ob es sich dabei um ein eher strenges, gescriptetes Format handelt, spielt meiner Meinung nach keine Rolle.
Was im Moment auch wieder diskutiert wird ist, dass es viel zu kompliziert sei, zu senden. Die Plugins seien zu kompliziert, das Senden sei zu kompliziert, die Technik sei zu kompliziert – alles zu kompliziert. Und genau das finde ich nicht. Ja, es ist am Anfang nicht einfach, da durchzublicken. Mir wäre es am Anfang sicher auch lieber gewesen, wenn ich einfach nur auf einen Knopf hätte drücken müssen und der Rest hätte dann von ganz alleine funktioniert. So war es nicht, so ist es nicht und das macht meiner Meinung nach auch nichts. Wenn ich anfange ein Instrument spielen zu lernen, dann werde ich am Anfang auch Schwierigkeiten haben es zu beherrschen. Im Laufe der Zeit wird mir das immer besser gelingen. Ja, es ist am Anfang schwer das alles zu begreifen, was zum Großteil daran liegt, dass man die Begriffe einfach nicht kennt. Auch das wird sich naturgemäß im Laufe der Zeit ändern. Es liegt zum großen Teil nicht daran, dass alles so kompliziert ist, sondern daran, dass wir es nicht kennen. Das ist auch meiner Meinung nach überhaupt nicht das Problem. Das gilt für das Erlernen von Musikinstrumenten genau so wie für vieles andere. Egal was man macht, man muss sich entprechend mit der Materie beschäftigen. Und das macht man ja auch gerne, denn man sieht/hört irgendwann das Ergebnis und ist froh. Das ist bei den meisten Dingen so die man lernen mag, so auch beim Senden, Produzieren und Veröffentlichen von Sendungen im Internet. Viel wichtiger als die Hürde für die Produzenten ist die Hürde für die Hörer. Die ist nämlich immer noch entschieden zu hoch. Und daran sind wir, die wir im Internet akustische Dinge produzieren, mit schuld. Allein der Begriff Podcast, den kennt kein Mensch. Warum also die Menschen mit Begriffen behelligen, die sie nicht kennen? Warum die Sachen nicht einfach Radio oder Sendung nennen? Die Zeit, die viele verplempern, um den Begriff Podcast zu erklären, könnten sie besser nutzen, z. B. indem sie Sendungen produzieren… Nennt es Radio, nennt es zeitsouveräne Radiosendung, nennt es Internetradio, nennt es Sendung zum runterladen oder wie auch immer. Egal. Die Hauptsache ist, solche Worte wie Radio oder Sendung kommen drin vor, denn das sind Dinge, die die Menschen kennen und entsprechend einordnen können. Deshalb muss auch nicht Der Podcast™ unter die Menschen gebracht werden, sondern Themen. Macht nicht Werbung für Podcasts, macht Werbung für eure Themen und eure Formate und eure Persönlichkeiten. Denn die sind es, die die Menschen hören wollen. Mithilfe der Themen finden sie eure Sendungen auch. Und wenn Ihr eure Themen unter die Menschen bringen wollt, seht zu, dass ihr euch Netzwerke schafft, in denen diese Themen auch von anderen bespielt werden. Schafft Kooperationen. Fragt andere Projekte. Schafft Synergien. Die Menschen wollen euch hören und nicht einen Podcast. Deshalb machen wir Radio – und keinen Podcast™. Wir erfreuen die Menschen mit Themen statt mit Begriffen, die sie nicht kennen.
Und noch eines wird immer wieder beklagt. Die Popularität. Das was sich Podcast™ nennt, möchte gern größer sein. Warum eigentlich? Was nützen mir denn 100.000 Menschen die uns hören, wenn sie „nur“ still vor sich hinhören. Da sind mir doch 100 Menschen, die zum Teil im Chat sind, und das bei fast jeder Sendung, morgens um 11 Uhr, viel lieber. Menschen die sich einbringen, die kommentieren, ja, die uns auch finaziell unterstützen. Das ist mir alles viel lieber als Ruhm, Ehre und was weiß ich alles. Natürlich ist es toll von vielen gehört zu werden, klar. Aber ein Muss ist es eben meiner Meinung nach auch nicht.
Wenn man es richtig anstellt, dann hat man vielleicht sogar irgendwann Sponsoren und Partner gewonnen. Nun sind wir sicher nicht als Vorbild für alle anderen geeignet, bestimmt nicht. Menschen müssen Ihren eigenen Weg finden, das unter die Menschen zu bringen, was Ihnen wichtig ist. Es gibt viele Wege das zu tun. Ein Richtig und Falsch gibt es da sicher auch nicht. Deshalb ist das was hier geschrieben wurde, naturgremäß im höchsten grade subjektiv und sollte als solches auch verstanden werden. Ich habe nur eine Meinung. Eine von vielen. Sie erhebt keinen Anspruch auf die Wahrheit™.
Ich kommentiere mich mal selber. Ich habe nämlich gelernt. Ich habe gelernt, dass Radio genau wie Podcast, eigentlich nicht das umschreibt was wir machen. Beide Begriffe beschreiben eigentlich Dinge der Vergangenheit. Und beide passen nicht so recht zu dem was wir so machen. Deshalb hat ein kluger Mensch (Frau Kariert) mich überzeugt, dass Sendung das Wort der Wahl ist. Das verstehen Menschen, und es ist neutraler als die beiden vorher genannten Begriffe. Mir gefällt der Begriff sehr. Mit diesem Begriff kann man die Zukunft des gesprochenen Wortes via Mikrophon gestalten. Ich halte also fest (auch hier gilt wieder, dass ich das nur mich in Anspruch nehme, und es nicht für andere gelten muss): Wir produzieren Sendungen. Ich danke Frau Kariert mal wieder für die gewonnen Erkenntnisse.
Sechs Jahre später hat sich mal wieder einiges geändert. Der Begriff Podcast hat sich etabliert, so dass nun auch wir unsere Sendung Podcast nennen. Zeiten ändern sich, Begriffe auch. So ist das mit der Sprache. 🙂
Ja, manchmal ärgere ich mich auch, dass ich das Baby vor 4,5 Jahren „Podcast“ genannt habe. Andererseits, „Radio Hamburg“ heißt auch „Radio“, weil eben das der Verbreitungsweg ist. Wo ich Dir aber absolut recht gebe, und warum ich diesen Beitrag sehr schätze: es geht nicht darum, „Podcasts“ als solche „groß“ zu machen (was immer das heißt), sondern es sollte uns darum gehen, unsere Produkte (Sendungen, Episoden, Aufzeichnungen) gut zu machen und an die richtigen Leute zu bringen. Danke, weiter so 🙂
Sorry, ich hatte deinen Kommentar völlig übersehen, weil ich mal wieder zu viele Dinge auf einmal im Kopf hatte. Ich danke Dir. 🙂